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24. Sommer Deaflympics 1. - 15. Mai 2022 in Caxias do Sul in Brasilien

Lars hat Erfolg!
Lars hat Erfolg!

Die Deaflympics (Olympische Spiele für Hörgeschädigte und taube Personen) sind das größte Sportereignis für uns hörgeschädigte Personen und finden normalerweise alle vier Jahre statt, wurden aber aufgrund der Coronapandemie um ein Jahr verschoben. Manch einer trainiert sein Leben lang darauf hin um sich in Bestform zu zeigen und mit den Besten der Welt zu messen.

 

Seit Beginn des Jahres, als ich meine Nominierung für die Deaflympics erhielt stand fest, dass ich einer dieser Menschen werden sollte. Von da an trainierte ich noch härter und brachte meinen Körper an die Grenzen seines Leistungsvermögens, was leider in einer Schulterverletzung resultierte, die mich zwang 1,5 Wochen nur Beine zu schwimmen und die Schulter zu schonen.

 

Doch am 23.04. war es dann endlich soweit. Nach unzähligen geschwommenen Kilometern und bewegten Kilos im Kraftraum flog ich mit dem Technischen Leiter des DGS Sparte Schwimmen, Stefan Pichier, seiner Tochter und Athletin Paula Pichier sowie der Physiotherapeutin Alina Flemming-Diekmeyer von Berlin nach Frankfurt am Main und von dort aus mit Teilen des Orga-Teams für den DGS weiter nach Sao Paulo, dann nach Porto Alegre und von dort aus noch mit dem Bus nach Caxias do Sul. Neben der Vorfreude auf die kommenden zwei Wochen wurde die Reise für mich auch von der Sorge begleitet mich irgendwie mit dem Coronavirus zu infizieren, was glücklicherweise nicht passierte.

 

In Caxias do Sul, einer Großstadt in Rio Grande do Sul, angekommen wurden wir erstmal zum zentralen Deaflympics-Square gebracht, wo wir unsere Akkreditierungen erhalten sollten. Leider waren diese noch nicht fertig. Diese Problematik in der Organisation seitens des Veranstalters sollte sich leider über den gesamten Zeitraum hinziehen, was zum Beispiel auch den Transport oder die Organisation von Trainingszeiten für die Athleten betraf. Am Abend konnten Paula und ich noch für eine halbe Stunde in den Wettkampfpool und alles mal austesten. Danach wurden wir von Norbert Hensen ins Hotel gefahren, welcher uns auch an den nachfolgenden Tagen tatkräftig unterstützte um die Orga-Probleme zu bewältigen. Wir waren als gesamte Deutsche Delegation im Sky Samuara Hotel untergebracht, welches etwas abseits der Stadt in einem Waldgebiet lag und daher optimal für die Erholung war.

 

In den Tagen bis zu den Wettkämpfen versuchten wir uns optimal vorzubereiten, was nicht immer ganz einfach war aufgrund der mangelhaften Organisation. Am Montag mussten wir sogar ein privates Schwimmbad aufsuchen um irgendwie trainieren zu können, was aber zum Glück nur dieses eine Mal war. Tags darauf kamen auch der Bundestrainer Björn Koch, Spartenfachwart Wolfgang Klose und der Schwimmer Niklas Müller an. Die Vorbereitung vor Ort verlief dann für mich auch recht vielversprechend, jedoch äußerte sich wieder meine Schulterproblematik, welche aber hervorragend vom Ärzte- und Physio-Team behandelt wurde, sodass ich die Wettkämpfe schmerzfrei bestreiten konnte. Am Abend des 01.05. fand dann die Eröffnungsfeier statt, welche ich jedoch nicht besuchte, um mich auf die am nächsten Tag beginnenden Wettkämpfe vorbereiten zu können.

 

Am Montag, den 02.05. begannen dann die Wettkämpfe für mich mit den 50m Schmetterling. Was eher als Aufwärmstrecke gedacht war resultierte direkt in der ersten Finalteilnahme mit neuer persönlicher Bestzeit von 26,35 Sekunden. Im Finale konnte ich mich dann leider nicht steigern und beendete es als 8. Wieder mit 26,35 Sekunden. Am nächsten Tag stand dann meine erste Hauptstrecke auf dem Plan: 50m Brust. Der Vorlauf verlief wie geplant mit neuer Bestzeit und Deutschem Rekord sowie der Qualifikation als 2. fürs Finale. Dann galt es ordentlich Mittag zu essen und sich für den Endlauf zu erholen. Das Einschwimmen am Nachmittag verlief dann sehr gut und ich fühlte mich gut im Wasser und machte mich dann bereit fürs Finale, zog meine Rennhose an und ging nochmal an die frische Luft bevor ich zum Callroom ging um mich aufzuwärmen. Nacheinander wurden die Sportler aufgerufen in der Reihenfolge in der sie sich fürs Finale qualifiziert hatten. Ich war dann der vorletzte Athlet, stellte meinen Startblock ein und zog mich aus. Der Start und die ersten 25m verliefen sehr gut und ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass ich mit dem neben mir schwimmenden Ukrainer und Goldfavoriten ungefähr gleich auf war. In der zweiten Rennhälfte zog er jedoch an mir vorbei und ich schlug nach ihm in 29,61 Sekunden wieder mit Deutschem Rekord als 2. an. Dies war eine große Erleichterung für das Deutsche Team und mich, da die Erwartungen natürlich groß waren. Der Empfang im Hotel war dann gigantisch weil fast alle auf mich gewartet haben und mir zujubelten und mir gratulierten. Viel Zeit zum Feiern gab es jedoch nicht, da am nächsten Tag die 100m Freistil auf dem Plan standen. Diese verliefen im Vorlauf alles andere als gut, da ich die Wende komplett verpasste und abrutschte. Mit Ach und Krach erreichte ich als 8. den Endlauf. Dort versuchte ich alles um mich zu verbessern und schwamm zwar mit 53,11 Sekunden eine sehr gute neue Bestzeit und verbesserte das erste Mal seit fast 4 Jahren meinen Deutschen Rekord, verpasste aber die Medaillen um 0,4 Sekunden als 4. dieses Finales.

 

Den Tag darauf hatte ich frei, was auch gut war um mich von den vergangenen Rennen zu erholen und auch um wieder etwas gesund zu werden, da ich mich erkältet hatte, was sich dann auch bis zum letzten Tag durchzog. Am Freitag stand dann meine nächste Hauptstrecke auf dem Plan, die 100m Rücken. Den Vorlauf ließ ich relativ ruhig angehen um Kräfte zu sparen und qualifizierte mich als 4. souverän für den Endlauf. Hier galt es alles aus mir rauszuholen, was mir auch gelang indem ich in 58,32 Sekunden Silber gewann. Am Sonntag reichte es dann über die halbe Distanz ebenfalls für Silber in 26,76 Sekunden und neuer Europarekordzeit. Der Montag hielt dann im Finale noch eine Bronzemedaille für mich bereit in neuer Deutscher Rekord Zeit von 24,68 Sekunden.

 

Insgesamt waren es sehr erfolgreiche erste Deaflympics für mich mit 3 Silber- und 1 Bronzemedaille, 1 Europarekord und 5 Deutschen Rekorden. Auch Niklas Müller war sehr erfolgreich mit 2 sehr guten Bronzemedaillen und Paula Pichier mit mehreren Finalteilnahmen und Deutschen Altersklassenrekorden. Ein großes Dankeschön geht an alle Unterstützer die mich auf meinem Weg und vor Ort begleitet und unterstützt haben!

 

Lars Kochmann

 

Ergebnisse:

Silber über 50m Brust (29,21 Sekunden), Europarekord, Deutscher Rekord
Silber über 50m Rücken (26,76 Sekunden)

Silber über 100m Rücken (58,32 Sekunden)
Bronze über 50m Freistil (24,68 Sekunden)

 

 

Fotos: